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Virtuelle Messen als leadbringender Ersatz?

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Schon vor der COVID-19-Pandemie zeigte sich, wie schwer es bereits auf dem Markt etablierte Messen in Deutschland haben können, wenn die Digitalisierung weiter voranschreitet. Und eines ist klar – das wird sie. Corona hat der Digitalisierung nur einen weiteren Anstoß gegeben. Eine Messe kann nun auch flexibel vom Bildschirm aus besucht werden. Dabei sind die Möglichkeiten von virtuellen Messen grenzenlos. Doch nicht jede Branche kann den Sprung wagen. In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen, welche Branchen den Schritt in Richtung Online Messen gehen können.

Wenn Messehallen „schallen“

Bereits Anfang 2020 stand fest, dass Messen aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht stattfinden können. Spätestens ab Juli 2020 war man sich einig, dass die gewählten Ersatztermine für Ende des Jahres ebenso nicht realisierbar sein würden. Bittere Bilanz: Laut einer Statistik wurden 2020 mehr als 70% aller Messen in Deutschland abgesagt oder verschoben. Darunter fallen z. B. die Hannover Messe oder die Leipziger Buchmesse. Vor allem Deutschland wurde schwer getroffen, da 60 Prozent aller Messen auf der ganzen Welt hier stattfinden. Deutschland liegt weltweit auf Platz 1 bei der Durchführung internationaler Messen. Die Messegelände in Düsseldorf und Köln zählen hinter Chicago und Paris mit mehr als 7.000.000 m² zu den größten weltweit. Flächen, die größtenteils noch immer leer bleiben. Können virtuelle Messen als Ersatz dienen?

Quelle: auma.de

Messe der Zukunft – virtuell?

Die Idee, Messen virtuell anzubieten, kam nicht erst mit der Corona-Pandemie. Schon seit Jahren arbeiten Startups und Technologieunternehmen an Tools, die ein echtes „Besuchserlebnis“ auf virtuellen Messen ermöglichen sollen. Doch ebenso wie auf regulären Messen ist der Aufwand für möglichst beeindruckende virtuelle Messen hoch und nicht jede Branche ist für diese Form geeignet. Dennoch gibt es Branchen, die sich die Vorteile von Online-Messen zunutze machen können und bereits an solchen teilnehmen.

Ein großer Vorteil ist die Zeit- und Ortsunabhängigkeit. Weiterhin können vorgestellte Inhalte auf Online-Messen 24/7 präsentiert werden. Der Besucher kann selbst entscheiden, um wie viel Uhr er die Messe im Veranstaltungszeitraum besuchen möchte. Ein weiterer Vorteil liegt in der Kostenreduzierung – besonders für den Besucher. Stand-, Personal- und Reisekosten fallen weg, sodass nicht nur Veranstalter und Unternehmen Kosten einsparen, sondern auch die Besucher, die keine Anreisen mehr planen müssen. Auch lassen sich durch virtuelle Messen genauere Analysen und Statistiken ziehen, mit denen der Erfolg einer Messe exakt gemessen werden kann.

Warum Reise-Messen von Technologie-Unternehmen profitieren können und Food-Messen noch Geduld üben müssen

Nicht für jede Branche ist die virtuelle Option sinnvoll. Während Besuchern auf Automessen wichtig ist, die neusten Modelle nicht nur zu bestaunen, sondern auch haptisch fühlen zu können, ist auf Food-Messen das Probieren der unzähligen Geschmacksnovitäten das wahre Erlebnis. Noch ist die Technik nicht so weit, dass diese Eindrücke virtuell nachempfunden werden können. Aber wenn es darum geht, möglichst viele Sinne anzusprechen, gehen die Entwicklungen in die richtige Richtung. Von diesen Fortschritten scheinen zwei Branchen besonders zu profitieren: die Reise- und auch die Gaming-Branche.

In Bezug auf Online-Messen bieten einige Startups bereits Tools an, mit denen virtuelle Messestände online angefragt werden können. Unternehmen haben die Möglichkeit einen 3D-Messestand nach eigenen Vorstellungen und Wünschen anfertigen zu lassen und ihren Kunden auf der Homepage dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Nicht nur Messestände, ganze Messehallen können mittlerweile virtuell übersetzt werden.

Wie das für die Reise-Branche aussehen kann, zeigt eindrucksvoll die erste virtuelle Ferien-Messe aus der Schweiz: Land in Sicht. Die Ende April angebotene virtuelle Ferien-Messe bietet Besuchern die Möglichkeit, sich kostenfrei über Reiseangebote zu informieren, Vorträge zu besuchen und auch Bekanntschaft mit Reiseunternehmen schließen zu können. Sie können sich den Besuch auf der virtuellen Messe wie in dem Lebenssimulator-Spiel Sims vorstellen. Nachdem der Avatar in einem Umkleideraum individuell gestaltet wurde, gelangt man in eine virtuelle Messe-Halle und kann dort frei umherlaufen. An den jeweiligen Ständen hat man die Möglichkeit, direkt mit dem Unternehmensvertreter zu interagieren, Unterlagen zu downloaden oder aber bestimmte Videosequenzen anzusehen. Zusätzlich werden unzählige Vorträge angeboten, die immer wieder angesehen werden können.

Neben der Möglichkeit mit dem Laptop oder einem anderen mobilen Endgerät an der Messe teilnehmen zu können, bieten sich auch VR-Brillen an. Mit dem Aufsetzen der VR-Brille erhält der Messe-Besucher einen 360-Grad Blick über das Messegelände und kann sich durch natürliche Gangbewegungen auf dem Messegelände bewegen. Durch die eingebauten Bildschirme und Linsen erhält der Nutzer ein sehr intensives Erlebnis. Gerade in der Reisebranche und speziell der Reiseberatung sind die VR-Brillen eine immer mehr genutzte Option, da Urlaubs-Interessierte mithilfe der VR-Brillen anvisierte Urlaubsorte bereits „vor“-erleben können. Reiseveranstalter wie „DER Tourisitik“ bieten in ihren Reisebüros bereits 360-Grad-Videos für VR-Brillen an.

Über die Bereitschaft das digitale Format anzunehmen, verfügt auch die Gaming-Branche einen immensen Vorteil. Die Vertreter und Nutzer dieser Branche sind bereits ausschließlich vor dem Bildschirm oder mithilfe der VR-Technologie unterwegs. Ganz nach dem Motto „Digital können wir“ fand im August 2020 die GamesCom zum ersten Mal online statt. Und die Zahlen lassen sich sehen: Mehr als 2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Eröffnungsshow. Dabei kamen die Online-Besucher aus mehr als 180 Ländern. Anders als die Veranstalter der Reise-Messe verfolgten die Veranstalter der GamesCom nicht die Strategie, ein simulatives Messegelände zu erschaffen. Vielmehr wurde den Teilnehmern eine digitale Plattform geboten, auf der sich der Besucher durch zahlreiche Areas und Shows klicken konnte. Der Teilnehmer blieb so jedoch mehr Zuschauer als interaktiver Besucher. Rückblickend war die GamesCom für die Veranstalter ein voller Erfolg und wird 2021 erneut digital sowie auf dem Messegelände in Köln fortgeführt.

Fazit – Nicht für alle Branchen eine geeignete Alternative

Laut einer aktuellen Umfrage auf Statista wird die Möglichkeit virtuelle Messen als alternatives Tool anzubieten nur von 11,7 Prozent aller befragten Messeveranstalter in Betracht gezogen. Mehr als 60 Prozent lehnen Online-Messen als Ersatz oder gar Alternative generell ab. Die nächsten Jahre und die fortschreitenden digitalen Möglichkeiten werden zeigen, ob sich Online-Messen ihren Platz auf Deutschlands Messemarkt sichern können. Ersetzen werden sie reguläre Messen nicht – denn neben dem direkten Austausch und Kontakte knüpfen, wird die spürbare Begeisterung, die von vielen Messevertretern für ihre Produkte ausgeht und auf die Messeteilnehmer überspringt, nicht auf digitalem Wege funktionieren. Und: Messen, auf denen Güter und Dienstleistungen in physischer Form angeboten werden, sind dementsprechend schwerer realisierbar als Karriere- oder Marketing-Messen.

Viele Branchen werden in den nächsten Jahren hybride Veranstaltungsmodelle planen. Aber es zeigt sich auch jetzt schon deutlich, dass einige Branchen die Chance nutzen und Online-Messen durchaus als annehmbare Alternative neben herkömmlichen Messen fungieren können. Planen Sie dieses Jahr als Veranstalter und Teilnehmer eine virtuelle Messe?

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Avatar-Foto
    Markus

    Ich glaube, dass tatsächlich die VR-Brillen in Zukunft der Schlüssel für den Erfolg virtueller Messen sein werden.
    Momentan aber noch zu wenig verbreitet; Das wird in fünf Jahren komplett anders aussehen.

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