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Messenger, Datenschutz und der Alltag

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Das Thema WhatsApp und Datenschutz war Anfang des Jahres bis Ende Mai das große Thema durch die Aktualisierung der Nutzungsbedingungen bei WhatsApp. Panikartig wurde überall angedroht, WhatsApp zu deinstallieren, um es Mark Zuckerberg mal richtig zu zeigen. Dass der gewöhnliche Nutzer seine Handydaten auch ohne WhatsApp standardmäßig an Google, Apple und Apps wie Voila weitergibt, ist dabei vielen nicht klar.

Kurzfristig hatte jeder etwas zum Thema Datenschutz zu sagen, aber was ist davon hängen geblieben? Und was sollte man sich als User überhaupt merken? Das möchten wir Ihnen in diesem Beitrag erläutern.

Allgemeiner Vergleich der Messenger zum Thema Datenschutz

Die harten Fakten über die verschiedenen Messenger findet man inzwischen überall im Web in vielen gut recherchierten Artikeln. Die Verbraucherzentrale aktualisiert ihre Informationen dazu kontinuierlich. Wir empfehlen Ihnen, sich dort zusätzlich tiefergehend zu informieren und diesen Artikel als Stimmungsbild zu sehen.

Wir betrachten in diesem Beitrag die größeren Platzhirsche: Neben dem Marktführer WhatsApp sind dies Signal, Threema und Telegram. Alle Messenger haben ihre Vor- und Nachteile, die wir im Folgenden erläutern.

WhatsApp

Nach reinen Userzahlen ist WhatsApp weiterhin der uneinholbare Sieger, auch nach den regelmäßig auftauchenden Diskussionen um Datenschutz, Marktmonopol und Monetarisierung. Es ist einfach Standard und man kann sagen, dass bis auf Internetabstinenzler und wenige Sicherheitsfanatiker quasi jeder die App installiert hat. Das ist das große Pro.

Als Kontrapunkt ist die Nutzung und Verarbeitung der Daten zu Marketingzwecken aufzuführen, was in Zukunft sicher noch weiter ausgebaut wird. Aber wer sein Smartphone normal nutzt, verstreut seine Daten auch schon mehr als breit. Ende-zu-Ende verschlüsselt ist der direkte private Chat und das ist auch schon das anonymste an WhatsApp. Aus Datenschutzgründen kann man dazu erwähnen, dass Daten an Behörden weitergegeben werden können – und das werden sie.

Threema

Wer Wert auf seine Privatsphäre und Datenschutz legt, ist ohne Frage hier am besten aufgehoben. Man kann Threema komplett (!) ohne Angabe von persönlichen Daten nutzen. Der Zugriff aufs Telefonbuch kann verneint werden – es wird alles verschlüsselt und es werden keine Daten auf dem Server des Anbieters gespeichert. Damit können auch keine Daten an die Behörden weitergegeben werden. Beim Funktionsumfang gibt es keine größeren offenen Wünsche. Wer also seine Drogendeals online machen will, eine Affäre hat oder einfach so wirklich anonym sein möchte, der sollte Threema nutzen. Der Hauptnachteil ist der Einstiegspreis von 3,99€ und damit für die meisten schon ein No-Go aus meiner Erfahrung. Qualität ja, aber doch bitte kostenlos.

Signal

Signal ist ähnlich sicher wie Threema, kostet allerdings kein Eintrittsgeld und finanziert sich aktuell über Spenden. Auch hier wird sehr gut verschlüsselt – der Zugriff auf das Telefonbuch kann unterbunden werden. Zur Anmeldung wird eine Telefonnummer benötigt, was auch schon die einzige verpflichtende Datenweitergabe an den Anbieter ist. Ansonsten fällt ein Umstieg von WhatsApp sehr leicht. Selbst meine über 60-jährige Mutter hat problemlos den Wechsel geschafft und schafft es mir dort „lustige“ Videos zu schicken. In meinen Augen ist Signal die sinnvollste Alternative zu WhatsApp aufgrund der wirklich geringen Umgewöhnung und dem guten Datenschutz.

Telegram

Zurzeit stellt Telegram das Schmuddelkind unter den Messengern dar. Von Querdenkern, Filesharern und anderen gerne genutzt, ist Telegram nicht ganz so sicher wie die Konkurrenz. Ende-zu-Ende Verschlüsselung kann nur in privaten Chats aktiviert werden und die Daten aller anderen Gespräche werden schon ab Beginn des Eintippens an die Telegram-Server übermittelt. Auf iOS-Geräten sind Chats ohne Freigabe des Telefonbuches wohl nicht möglich. Die Entwickler selbst sind die Gründer der russischen Facebook-Alternative Vk.com und haben ihren Sitz inzwischen in Dubai. Insgesamt gibt es noch einige Pro- und Kontrapunkte, über die man sich auch informieren sollte. Wenn man nicht schon Gruppen hat, die Telegram einsetzen, gibt es im Vergleich zur Konkurrenz aus meiner Sicht keinen Grund zur Installation.

Vergleich der Nutzerzahlen

Ich habe mir im Februar und Juni jeweils die Mühe gemacht und einen Abgleich aller meiner Kontakte gemacht, um zu beobachten, was wirklich passiert aufgrund der Debatten. Der Vergleich ist wie eingangs erwähnt unwissenschaftlich und sicher nicht allgemein repräsentativ, aber ich denke der Durchschnitt ist soweit ok, um die Tendenzen aufzuzeigen.

WhatsApp und Telegram habe ich schon lange installiert. Letzteres aus Zeiten von Ingress, wo dieses quasi Standarttool war. Zusätzlich habe ich mir im Februar Signal geholt und Threema über mein Google Pay-Guthaben (Jaja, Datenschutz…) gekauft.

Das Durchschnittsalter meiner Kontakte müsste inzwischen bald die 40 erreichen. Gegenwärtig sind alle mit dem Studium fertig und gründen Familien, Firmen und sind generell recht bodenständig. IT-Verständnis ist teilweise vorhanden, aber kein wirkliches IT-affines Umfeld.

Von diesen 79 Kontakten hatten im Februar bis auf 2 Personen alle WhatsApp installiert.

Monat 2021WhatsAppThreemaSignalTelegram
Februar77141418
Juni76152119
Prozentuale
Änderung
-1,3 %7,14 %50 %5,56 %
Beispielhafte Darstellung der Nutzung von Messengern.

Fazit

Das Interessanteste für mich war, dass von dem großen Aufschrei nichts übergeblieben ist. Zumindest in meinem Umfeld hat genau ein Kontakt WhatsApp wirklich deinstalliert und ist gewechselt. Bei Signal gab es den einzigen signifikanten Zuwachs, aber es sind im Endeffekt doch nur etwas über 25 % aller Kontakte, die es zumindest installiert haben. Aber wer sich überhaupt einen zweiten Messenger installiert, hat sich zu 50 % auch noch den dritten installiert, in der Regel die Kombination Signal/Threema. Trotz einzelner Versuche, verschiedene Gruppen zum Wechsel von WhatsApp zu einem anderen Tool zu überzeugen, war zumindest hier kein Erfolg zu sehen.

Hier konnte man schön den Unterschied zwischen dem theoretisch schon vorhandenem Datenschutzwunsch und der dann praktischen Masseträgheit durch bestehende Strukturen sehen. Ganze Gruppen zum Wechsel zu überzeugen bedeutet doch einiges an Arbeit. Und mehr Datenschutz ist den meisten Leuten dann doch nicht wichtig genug.

Eine echte Wechselbewegung sehe ich erst kommen, wenn es eine der Apps schafft, durch ein Ereignis positiv in der Presse zu erscheinen, oder wenn WhatsApp sich einen wirklich sehr dicken Skandal leistet.

Alternativ kann ein neuer Player das ganze Geschäft aufmischen. Aber ich erkenne hier aktuell leider keinen in naher Zukunft, der den Markt dominieren könnte. WhatsApp wird uns also wohl noch eine Weile erhalten bleiben, bis dahin werde ich zumindest versuchen den einen oder anderen von Signal zu überzeugen.

TLDR: WhatsApp böse, Threema teuer, Signal gut, Telegram Wendler

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Markus

    Super Kurz-Fazit am Schluss! ????????

    1. Avatar-Foto
      Timo Lauer

      Die Aufmerksamkeitsspanne der Jugend ist ja so gering, da muss man sich anpassen 🙂

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